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Das Kunsthaus NRW ist über Ländergrenzen hinweg in der Kunstszene der Euregio vernetzt. Dort finden 2024 die vierte Ausgabe der Borderland Residencies statt, ein Programm mit einer wachsenden Zahl internationaler Gastkünstler:innen.

In Kooperation mit Greylight Projects (Heerlen/NL) gastiert die Stipendiatin Krista Jantowski mit einem »Reading Desk« im Kunsthaus NRW. In der Bibliothek inszeniert die Kuratorin einen Lesesaal mit Büchern, Archivmaterial, Fotografien, Postern und Postkarten rund um die Geschichte des Bergbaus im ehemaligen Kohlerevier Heerlen. Öffentliche Begegnungen mit der Kuratorin bieten Gelegenheit für einen direkten Austausch über Formen des Bewahrens und Erinnerns: Wie und wer schreibt Geschichte, was gerät ins Vergessen? Welche Erzählungen werden gehört und gewinnen Bedeutung, welche bleiben verdeckt? Die Kuratorin versteht ihr Projekt als kritische wie auch poetische Auseinandersetzung mit der Gegenwart:

»Um inmitten ökologischer Ruinen Möglichkeiten des Denkens und Handelns neu zu imaginieren, bringt der Lesesaal eine Sammlung von Büchern, Fotos und Archivmaterial ein, die Rohstoffgewinnung nicht nur als einen materiellen Prozess verstehen, sondern darin auch eine Wahrnehmungsweise erkennen, eine Weltsicht, die unser Handeln in der Welt strukturiert. Mit den Worten von Ben Ehrenreich: „Erst als wir uns die Welt als tot vorstellten, konnten wir uns der Aufgabe widmen, sie so zu gestalten.“ Die Materialsammlung bringt Geschichten ein, die sich eine Art der Beziehung zur Welt vorstellen, die sich der Logik der Ausbeutung widersetzt, indem sie ihre Wurzeln freilegt und vergangene Kämpfe und Widerstände ins Bewusstsein holt. So reflektiert die Sammlung die Produktion von „Geschichte“ als einen Prozess der Narration. Sie geht davon aus, dass die Art und Weise, wie wir uns kollektiv an die Vergangenheit erinnern oder sie uns vorstellen, unsere Fähigkeit, uns andere Denk- und Sichtweisen vorzustellen, sowohl begrenzen als auch erweitern kann. In diesem Sinne versucht die Sammlung, ihren Lesern die Rolle der Bilderzeugung in der Kunst innerhalb des globalen extraktiven Kapitalismus zu verdeutlichen.«

Die Öffentlichkeit ist eingeladen, die Ränder der Bücher als Ort der Auseinandersetzung mit anderen Lesern zu betrachten. Nehmen Sie einen Stift zur Hand und schreiben Sie Ihre Gedanken, Kommentare und Fragen in die Bücher.

KRISTA JANTOWSKI (*1986) lebt in Amsterdam und beschäftigt sich mit verschiedenen Vorstellungen von Veröffentlichung. Im Rahmen ihres Aufenthalts bei Greylight Projects erforscht sie die politischen und poetischen Aspekte der Geschichte des Kohlebergbaus in der Region.