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Tim Gorinski
* 1988 in Bergisch Gladbach
2022 – »screen time«
2017 – Förderankauf des Landes NRW
2017 – »reflecting – Zeitbasierte Kunst aus NRW«
2017 – »reflecting 21. – Zeitbasierte Kunst aus NRW«
2016 – Diplom mit Auszeichnung für die Sound/Video-Installation Time in Rhythm
2010 – 2016 Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln bei Prof. Anthony Moore, Prof. Johannes Wohnseifer, Prof. Hans W. Koch und Dirk Specht
2009 – 2010 Studium Audiovisuelle Medien, FH Aachen
seit 1998 – Musikalische Ausbildung mit Schwerpunkt Schlagzeug und Percussion bei Prof. Thomas Klug und Stefan Ludmann
Die Video- und Soundinstallation Pretending Waves zeigt die Projektion von Meereswellen auf ein plastisch-räumliches Objekt in Form eines Faltparavents, welcher auf einem niedrigen schwarzen Sockel steht, der diesen dreidimensionalen Projektionsscreen zu einer bühnenartigen Präsenz erhebt. Der Videoloop einer auf den Betrachter zurollenden Meereswoge wird auf mehreren Ebenen medial gebrochen. Zu Beginn wird auf allen Paneelen des Paravents auf acht gleichen, nebeneinander montierten Fragmenten nur die Vorwärtsbewegung gezeigt, so dass beim Betrachter anfangs eine im Kopf assoziierte Welle entsteht, die nach und nach durch Kürzungen der Sequenzen auseinanderdriftet und sich zu einer erkennbar künstlichen Welle formiert. Der Künstler entzieht die natürliche Rückwärtsbewegung des Wassers dem Betrachter, indem er sie durch den Rückwärtslauf der Szene ersetzt und damit das Zeitempfinden des soeben erlebten Moments rückgängig macht. Wie beim Scratching im DJing durch Hin- und Herbewegen einer Schallplatte erzeugt Tim Gorinski ein repetitives rhythmisches Element. Der natürliche Kreislauf des Kommens und Gehens des Wellenlaufs wird durch dieses illusionistische Surrogat zu vorgetäuschten Wellen, wie es auch im Titel Pretending Waves anklingt. Die Bildsequenz wird durch präzise Schnitttechnik im vertikalen Splitscreen-Verfahren gesampelt und wird mal synchron, mal aus zunächst zwei und später bis zu acht Blickwinkeln – entsprechend der acht schmalen Paneele – per Video-Mapping zu einer immer schneller anschwellenden prismatischen Perspektive collagiert. Die an ein proto-cinematisches Leporellobild erinnernde Zickzackstellung des Wandschirms entspricht der Zerlegung des Bildes in Streifen oder Interlaces, die den illusionistischen Effekt eines Linsenrasterbildes erzeugen. Ein Wechsel des Betrachterstandpunktes von Frontalsicht zu seitlicher Ansicht verleiht dem Werk zusätzliche Dynamik und räumliche Tiefe und erweitert die Illusionskraft der Videoinstallation darüber hinaus in Richtung virtueller Realität. Der Rezeptionsprozess lässt den Betrachter förmlich in die Szenerie eintauchen, wobei Tim Gorinski, der genreübergreifend in den Bereichen digitaler Medienkunst und elektro-akustischer Musik arbeitet, die ästhetische Immersion neben der visuellen Sogkraft der Bilder zudem auf der akustischen Ebene entwickelt. Das körperliche Erleben des Raumklangs des auf den Zuschauer wie eine tatsächliche Welle zurollende Geräuschs der Brandung verwischt die Grenze zwischen Bildraum und Realraum. Die meditative Stimmung des Anblicks des Meeres und der wiederkehrende Moment der Strömung appellieren an die Gefühlswelt des Betrachters wie die Allegorien der Einsamkeit der romantischen Malerei Caspar David Friedrichs in ihrer Zwiesprache mit der Natur und der Unendlichkeit des Universums. Text: Anke Volkmer