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Gras, das zwischen Eternitplatten wächst

Anlässlich der Ausstellung »bildwiderstand. garzweiler in film und fotografie« spricht Kurator Marcel Schumacher am Donnerstag, den 17.08.2023, 15 Uhr mit dem Fotografen Laurenz Berges.

Bereits in den 1970er Jahren versammelten sich Menschen zum Widerstand gegen die Ausweitung des Tagebaus im Rheinische Revier. Doch erst seit den Bildern der Proteste zum Hambacher Forst ist der breiten Öffentlichkeit bewusst geworden, dass der Braunkohletagebau nicht nur eine alte Kulturlandschaft zerstört, sondern dass Abbau und Verfeuerung der Kohle weltweit den Klimawandel anheizen. Kurator Marcel Schumacher diskutiert in der Gesprächsreihe »talking about bildwiderstand« mit Künstlerinnen und Künstlern über die Rolle von Bildern, um die Folgen unseres Handelns zu begreifen. Zum Auftakt sprachen im Mai die Videokünstlerin Susanne Fasbender und der Fotojournalist Matthias Jung über Begegnungen mit Geisterdörfer, den Spirit vom Hambacher Forst und den Wahn der kapitalistischen Wachstumswirtschaft. Am 17.08. freuen wir uns auf Laurenz Berges.

Laurenz Berges fotografierte seine Serie über leerstehende Häuser in Etzweiler in den 2000er Jahren. Sein typologisches Interesse gilt Räumen und Gebäuden, die von ihren Bewohner:innen oder Nutzern verlassen wurden, und damit der Tristesse leerstehender Behausungen. Waren es anfangs Kasernen im ehemals deutschdeutschen Grenzgebiet, die nach der Wiedervereinigung geräumt worden waren, sind es später die Geisterdörfer zwischen Köln und Aachen, die Berges mit einem untrüglichen Gespür für Ausschnitt und Komposition dokumentiert. Etzweiler, eines der vielen verlassenen Dörfer im Gebiet des Garzweiler-Tagebaus, ist der gleichnamige Bildband zur Serie gewidmet. Stellvertretend für gewesenes Leben sprechen die Relikte menschlicher Präsenz ihre eigene, formal äußerst reduzierte Sprache: nackte Zimmerwände, ausgebleichte Blumentapeten, verstaubte Einbauschränke, Gras, das zwischen Eternitplatten wächst, verwahrloste Vorgärten.

Biografie
Laurenz Berges (*1966 Cloppenburg, lebt und arbeitet in Düsseldorf) war 1996 einer der letzten Meisterschüler von Bernd & Hilla Becher an der Kunstakademie in Düsseldorf. Seine Werke wurden national und international gezeigt, unter anderem im Huis Marseille in Amsterdam, in der Pinakothek der Moderne in München, im Museum of Modern Art in New York, im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, im Fotohof Salzburg und im Haus der Kunst in München. Einzelausstellungen zeigte u.a. das Museum für Photographie in Braunschweig sowie jüngst das Museum für Gegenwartskunst Siegen.

Ausstellungsgespräch am
Do. 17.08.2023 um 15 Uhr
Eintritt ist frei!